In vielen Medien kursieren immer noch Schlagzeilen wie: "Soja schadet deiner Gesundheit und Fruchtbarkeit“ oder „Weniger Testosteron wegen Soja Isoflavone Nebenwirkungen“. Diese Aussagen basieren oft auf veralteten oder missverstandenen Studien. Sie führen zu Verunsicherung bezüglich natürlicher Soja Produkte, die Isoflavone enthalten. Und das ist ungünstig. Denn Sojapodukte sind sehr proteinreich, eine gute Quelle verschiedener Mineralstoffe und divers einsetzbar. Was also sagt die aktuelle Forschung wirklich über Soja und seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit?
Soja Isoflavone Nebenwirkungen: Mythen und Fakten
Isoflavone aus Soja werden oft als "hormonähnliche" Substanzen beschrieben. Es wird behauptet, dass sie bei Männern zu Unfruchtbarkeit und vermindertem Testosteron führen. Bei Frauen sollen Soja-Isoflavone hormonelle Ungleichgewichte verursachen, die zu Cellulite und Fetteinlagerungen führen.
Doch die Datenlage aus der aktuellen Forschung zeigt meist ein anderes Bild - dass diese Mythen auf Missverständnissen oder unzureichender Studienlage basieren. Hier sind beispielhaft einige Bedenken und was die Wissenschaft dazu sagt:
- Gewichtszunahme: Es gibt Behauptungen, dass Soja Isoflavone Gewichtszunahme verursachen können. Die Studienlage dazu ist jedoch uneinheitlich und zeigt keine eindeutigen Ergebnisse [1].
- Hormonelle Effekte: Isoflavone werden oft als Phytoöstrogene bezeichnet und sollen hormonelle Effekte haben. Tatsächlich können sie aber sowohl positive als auch neutrale Effekte auf das Hormonsystem haben, abhängig von der individuellen gesundheitlichen Situation.
- Nebenwirkungen bei Männern: Es wird oft behauptet, dass Isoflavone bei Männern den Testosteronspiegel senken könnten. Aktuelle Studien legen jedoch nahe, dass moderate Mengen an Soja in der Ernährung keinen signifikanten Einfluss auf den Testosteronspiegel haben.
Es ist also nicht nur so, dass Soja nicht schadet. Die Daten legen sogar nahe, dass Soja und die darin enthaltenen Isoflavone aus natürlichen Lebensmitteln (nicht aus Nahrungsergänzungsmitteln) zahlreiche gesundheitliche Vorteile bieten können.
Effekte von Soja Isoflavonen
Sind Isoflavone krebserregend?
Der Konsum von Soja mit Isoflavonen kann vermutlich das Risiko für verschiedene Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Darmkrebs senken.
Daten deuten darauf hin, dass eine erhöhte Isoflavonzufuhr den Östrogenstoffwechsel beeinflusst und somit das Risiko für Brustkrebs verringern kann [2]. So sollen Soja Isoflavone Brustkrebs bei Frauen vor und nach der Menopause unwahrscheinlicher machen [3].
Weder der Verzehr von Sojalebensmitteln noch zirkulierende Isoflavone wurden mit einem erhöhten Prostatakrebs-Risiko in Verbindung gebracht. Insgesamt zeigen ausgewertete Beobachtungsstudien einen Zusammenhang zwischen Sojakonsum und verringertem Risiko für Prostatakrebs. Um Soja Isoflavone prophylaktisch gegen Krebs empfehlen zu können, sind noch weitere Untersuchungen nötig, um die vorhandenen Daten zu stützen [4].
Eine Metaanalyse epidemiologischer Studien zeigt, dass eine der echten Soja Isoflavone Nebenwirkungen die Senkung des Darmkrebsrisikos ist. Der Verzehr von Soja-Isoflavonen war signifikant mit einem verringerten Darmkrebsrisiko assoziiert [5].
Zerstören Soja Isoflavone Testosteron und Männlichkeit?
Dass Soja Isoflavone Männer in den Sexualhormonen stören und beeinflussen, ist laut mehrerer Meta-Analysen aller verfügbarer Daten sehr unwahrscheinlich [6]. Bislang wurden keine Belege dafür bei Männern gefunden.
Einzig Tiermodelle mit Ratten beobachteten Hormonveränderungen [7]
und befeuern so die Berichterstattung, dass Soja Isoflavone schädlich für Männer sind. Diese Ergebnisse widersprechen den Erkenntnissen aus klinischen Versuchen mit Männern.
Gründe für diese Diskrepanz liegen auf der Hand. Mäuse oder Ratten bekommen in diesen Versuchen isolierte Isoflavon-Präparate in hoher Dosierung, die für Menschen nicht zu erreichen sind. Zudem sind die Ergebnisse aus anderen Spezies nur selten direkt übertragbar. Es macht mehr Sinn, sich auf die Daten aus klinischen Studien mit Männern zu beziehen – die keinen negativen Einfluss der Soja-Isoflavone auf Testosteron zeigen.
Wissenschaftliche Perspektive
Auch wenn die Daten in der Ernährungsmedizin selten endgültig sind, fällt doch auf, dass nahezu die gesamte aktuelle Forschung in eine Richtung zeigt: mehr Vorteile als Nachteile. Die Angst vor Isoflavonen in Soja scheint unbegründet, und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Soja ein potenzielles Superfood für Langlebigkeit und gesunde Jahre ist.
Gründe dafür lassen sich aus der Forschung ableiten. Weitestgehend naturbelassene Sojaprodukte sind aufgrund des hohen relativen Proteingehalts und des wertigen Aminosäuremusters eine exzellente Quelle für Protein. Die Nebenwirkungen der Soja Isoflavone können daher Gewichtsregulierung, Nährstoffversorgung oder Muskelaufbau positiv beeinflussen.
Da es möglich scheint, durch Soja Isoflavone Brustkrebs-, Prostatakrebs- oder Darmkrebs-Risiken zu senken, besteht die Möglichkeit, dass sie auch auf diese Weise zu einer längeren Gesundheitsspanne und healthy Longevity beitragen.
Soja Isoflavone und Langlebigkeit: Ein Blick auf Okinawa
Ein bemerkenswertes Beispiel für die positiven Effekte von Soja ist die Ernährung auf Okinawa. Das ist eine japanische Insel, die für die hohe Lebenserwartung ihrer Bewohner bekannt ist. Soja spielt eine zentrale Rolle in der traditionellen Okinawa-Diät und trägt wahrscheinlich zu der bemerkenswerten Gesundheit und Langlebigkeit der Inselbewohner bei.
Die Menschen auf Okinawa gehören zu den ältesten der Welt und ihre Ernährung wird oft als Schlüsselfaktor für ihre außergewöhnliche Langlebigkeit und Gesundheit hervorgehoben. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Ernährung ist Tofu, eine aus Soja hergestellte Speise, die reich an Isoflavonen ist. Studien haben gezeigt, dass die tägliche Aufnahme von Isoflavonen auf Okinawa deutlich höher ist als in den meisten westlichen Ländern.
Interessante Beobachtungen und Daten aus Okinawa
- Hohe Lebenserwartung: Die Okinawer haben eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit, wobei viele Menschen über 100 Jahre alt werden. Soja Isoflavone Lebensmittel wie Tofu oder Natto sind regelmäßige Bestandteile ihrer täglichen Ernährung.
- Geringere Krankheitsraten: Es wurde festgestellt, dass ältere Menschen im Vergleich zu Menschen aus der westlichen Welt beeindruckend junge, saubere Arterien, niedrige Cholesterin- und Homocysteinwerte haben. Sie haben niedrige Blutwerte an freien Radikalen. Die Älteren wiesen deutlich niedrigere Lipidperoxidwerte auf - ein deutlicher Beweis dafür, dass sie weniger durch freie Radikale verursachte Schäden erleiden [8]. Diese Faktoren tragen dazu bei, ihr Risiko für koronare Herzkrankheiten um bis zu 80 % zu senken und die Schlaganfallrate niedrig zu halten [9] [10].
- Kognitive Gesundheit: Es gibt Hinweise darauf, dass die Aufnahme von Isoflavonen aus Soja auf Okinawa mit einer besseren kognitiven Gesundheit im Alter verbunden ist. Das verringert möglicherweise das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer.
Viele dieser Beobachtungen beschreiben zwar keinen kausalen Zusammenhang. Sie zeigen aber in dieselbe Richtung wie Daten aus der Soja-Isoflavone-Forschung. Sie beschreiben, mit welchen Soja Isoflavone Nebenwirkungen entsprechende Lebensmittel zur Langlebigkeit und Gesundheit beitragen können.
Soja und Isoflavone - Superfood für mehr Gesundheitsspanne
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Soja Isoflavone Nebenwirkungen existieren. Anders als medienwirksam postuliert, sind sie in den meisten Fällen neutral oder positiv für die Gesundheit. Das macht Soja – mitsamt Isoflavonen – zu einem potenziellen Superfood, das viele Vorteile bietet und zu einem längeren und gesünderen Leben beitragen kann. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Angst vor den vermeintlich negativen Effekten von Soja unbegründet ist. Damit sind Sojaprodukte wie Tofu, Natto, Sojamilch oder Sojaschnetzel geeignet, um eine pflanzenbasierte und proteinreiche Kost zu unterstützen.
Quellen
[1] Akhlaghi, M., Zare, M. and Nouripour, F. (2017). Effect of Soy and Soy Isoflavones on Obesity-Related Anthropometric Measures: A Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Clinical Trials. Advances in Nutrition: An International Review Journal, 8(5), pp.705–717. doi:https://doi.org/10.3945/an.117.015370.
[2] Kumar, N.B., Cantor, A., Allen, K., Riccardi, D. and Cox, C.E. (2002). The specific role of isoflavones on estrogen metabolism in premenopausal women. Cancer, [online] 94(4), pp.1166–1174. doi:https://doi.org/10.1002/cncr.10320.
[3] Boutas, I., Kontogeorgi, A., Dimitrakakis, C. and Kalantaridou, S.N. (2022). Soy Isoflavones and Breast Cancer Risk: A Meta-analysis. In Vivo, [online] 36(2), pp.556–562. doi:https://doi.org/10.21873/invivo.12737.
[4] Applegate, C., Rowles, J., Ranard, K., Jeon, S. and Erdman, J. (2018). Soy Consumption and the Risk of Prostate Cancer: An Updated Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients, 10(1), p.40. doi:https://doi.org/10.3390/nu10010040.
[5] Yu, Y., Jing, X., Li, H., Zhao, X. and Wang, D. (2016). Soy isoflavone consumption and colorectal cancer risk: a systematic review and meta-analysis. Scientific Reports, 6(1). doi:https://doi.org/10.1038/srep25939.
[6] Reed, K.E., Camargo, J., Hamilton-Reeves, J., Kurzer, M. and Messina, M. (2021). Neither soy nor isoflavone intake affects male reproductive hormones: An expanded and updated meta-analysis of clinical studies. Reproductive Toxicology, 100, pp.60–67. doi:https://doi.org/10.1016/j.reprotox.2020.12.019.
[7] Cáceres, S., Crespo, B., Ángela Alonso-Diez, Paloma, P. Millán, Silván, G., M. Illera and Juan Carlos Illera (2023). Long-Term Exposure to Isoflavones Alters the Hormonal Steroid Homeostasis-Impairing Reproductive Function in Adult Male Wistar Rats. Nutrients, 15(5), pp.1261–1261. doi:https://doi.org/10.3390/nu15051261.
[8] Alekel, D.L., Germain, A.S., Peterson, C.T., Hanson, K.B., Stewart, J.W. and Toda, T. (2000). Isoflavone-rich soy protein isolate attenuates bone loss in the lumbar spine of perimenopausal women. The American Journal of Clinical Nutrition, [online] 72(3), pp.844–852. doi:https://doi.org/10.1093/ajcn/72.3.844.
[9] Arai, Y., Watanabe, S., Kimira, M., Shimoi, K., Mochizuki, R. and Kinae, N. (2000). Dietary intakes of flavonols, flavones and isoflavones by Japanese women and the inverse correlation between quercetin intake and plasma LDL cholesterol concentration. The Journal of Nutrition, [online] 130(9), pp.2243–2250. doi:https://doi.org/10.1093/jn/130.9.2243.
[10] Kokubo, Y., Iso, H., Ishihara, J., Okada, K., Inoue, M. and Tsugane, S. (2007). Association of Dietary Intake of Soy, Beans, and Isoflavones With Risk of Cerebral and Myocardial Infarctions in Japanese Populations. Circulation, 116(22), pp.2553–2562. doi:https://doi.org/10.1161/circulationaha.106.683755.